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Mythologie:

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Masken - Maschinen - Schauspiel

Masken
Die Maske hatte ursprünglich eine religiöse und magische Bedeutung. In Mysterienspielen wurden die dargestellten Gottheiten mit Masken verkörpert. Damit sollten Kräfte herbeigerufen werden die die Unabwendbarkeit des Todes und die Abwehr von Unheil repräsentierten. In profanen Schauspielen symbolisierten Masken die inneren Wesenszüge die hinter der äußeren Persönlichkeit verborgen liegen. Tier- und Vogelmasken verkörperten die Weisheit der Tiere und die tierisch-göttliche Natur der Menschen. Durch das Tragen von Tiermasken glaubte man/frau würde die Kraft des Tieres auf den Menschen übergehen. Masken von Göttinnen und Göttern dienten der Verbindung mit diesen numinosen Mächten und drückten den Bereich des Übernatürlichen aus. Das Tragen von Masken ermöglichte die Kontaktaufnahme zu jenen Mächten, die sie symbolisierten. Abschreckende Geistermasken sollten Dämonen und Feinde abwehren, oder wie auch die Tanzmasken, Geister beschwören. Dasselbe galt auch für Tiermasken, die außerdem in Zusammenhang mit totemistischen Vorstellungen auftraten. Masken, heißt es, hätten ein Eigenleben, das, wenn sie getragen werden, danach verlangt gelebt zu werden.
Das Verschwinden der Masken als tägliche Kultgegenstände ereignete sich parallel mit dem Versuch den "Aberglauben" und die magische Vorstellungswelt zugunsten eines wissenschaftlich rationalen Denkens auszumerzen. Auch wenn der moderne Mensch sich vordergründig von der animistisch-magischen Weltvorstellung gelöst hat, steht er immer noch unter der ständigen Furcht vor Geistern/Dämonen, deren modernes Antlitz uns in Form von "Bild-Schirm-Masken" vor Augen tritt, denn "der Glaube ist der ältere und stärkere Partner unserer Spezie als die Vernunft. (1)
Im deutschen Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm wird die Maske allgemein und schematisch als definiert (2) , und auch mit "Hexe" in Zusammenhang gebracht. Masken wurden im 16. Jahrhundert als Gesichtsschutz gegen Witterungseinflüsse verwendet, hatten also eine ähnliche Funktion wie ein Schirm, der etymologisch auf den Fellüberzug eines Schildes und unseren Bildschirmen und Bildschirmschonern verweist.
Marco Baschera leitet den Begriff Maske nicht vom arabischen mashara (Spaßmacher, Possenreißer) ab, sondern vom deutschen Wort Masche (Netz), das über das langobardische masca ins Vulgärlateinische eingedrungen und von dort im 17. Jahrhundert über das Italienische und das Französische in der Form von Maske wieder ins Deutsche zurückgekehrt ist:
"Im Langobardischen bezeichnet masca zunächst einen unholden Geist, der ähnlich wie die römischen Strigen lebende Menschen innerlich ausfrisst; es scheint mir gegeben, dass mit masca ursprünglich ein Widergänger gemeint war, ein Toter, den man in ein Netz gehüllt hatte, um ihn eben am Wiederkommen zu verhindern... Zugleich muss aber das Wort auch Gesichtsverhüllung, Vermummter bedeutet haben, wie aus dem späteren Sprachgebrauch unwiderleglich hervorgeht. ..." (3)
Die symbolische Wirkmacht des gesponnenen Fadens, von Netz- und Flechtwerken, hat sich mit der Entstehung des elektronischen Netzwerkes um ein vielfaches verstärkt. Die An- und Einbindung der Menschen in das elektronische Netzwerk, bestehend aus Glasfaser- und Kupferkabeln und Milliarden von End- und Durchgangsgeräten, ist symbolisch auch als Entbinden von Selbstbestimmung zu deuten. Die Fäden der elektronischen Netze führen uns nicht, wie einst Ariadnes Faden Theseus aus einem Labyrinth hinaus, sondern sie ziehen uns in den Abyssus maschineller Bilder und Geräusche. On-line ist zwar der moderne Ausdruck für Informiert sein, wörtlich übersetzt bedeutet es schlicht "an der Leine sein" oder "auf Draht sein". Aufmerksam wie Kettenhunde verfolgen wir jede Bild-Bewegung im elektronischen Blickfeld ohne uns, weil angeleint, bewegen zu können.
Das Hauptverhängnis des heutigen Daseins war für Günther Anders die Welt als permanentes Bild.
"Bild ist die Hauptkategorie deshalb... weil wir von Bildern vielmehr umstellt, weil wir einem Dauerregen von Bildern ausgesetzt sind. Früher hatte es Bilder in der Welt gegeben, heute gibt es die Welt im Bild, richtiger: die Welt als Bild, als Bilderwand, die den Blick pausenlos fängt, pausenlos besetzt, die Welt pausenlos abdeckt" (4)
Parallel zur Invasion der Bilder werden wir auch "akustisch unterworfen". Da die Ohren keine Lider zum Verschließen haben wie die Augen, sind wir im "Ton-Netz mit-gefangen" und werden wie Kleinkinder an der "akustischen Leine" gehalten (5). Oder wir halten uns selbst an den Faden oder einem Tau an, um nicht vom Bord des Schiffes, namens "Elektronica", gespült zu werden.
"Keinen Tau haben" ist ein Sprichwort für jemand der keine Ahnung und keine Vorstellung von etwas hat. Tau geht auf das mittelhochdeutsche und althochdeutsche Wort "tou", niederl. "dauw", zurück und war früher eine Bezeichnung für "Werkzeug (Seil, Faden)", "tun", "machen", "verfertigen", "bereiten". "Tau" ist somit in seiner Bedeutung von "Machen" mit Macht und Magie verwandt und in seiner Bedeutung von "Seil/Faden" mit dem Netz, dem Spinnen, den Spinnerinnen und der Spindel verbunden.
"Denn die Spindel gehört weder einer höheren jenseitigen, noch der diesseitigen Wirklichkeit an. Sie ist Un-wirklichkeit, Un-wesen, Dämonie der entwirklichten und geleugneten weiblichen Produktivität, die etwa zweitausend Jahre später - als ein Tod, der noch geistert - zum endgültigen Ausgangspunkt des Zwischenreichs der Technik wird, das sich im Zeichen der von Dampf getriebenen self-acting mule als Fabriksystem konstituiert.” (6)
Die großen Weberinnen, die Göttinnen des Schicksals, wurden als Dreiheit und als Spinnerinnen, wie zum Beispiel die Moiren (auch Erynen, Parcen, Furien) dargestellt. Klotho (die Spinnerin) spinnt den Lebensfaden, Lachesis (die Zuteilerin oder die Maßnehmende) hält und bewahrt ihn, bis Atropos (die Unabwendbare) ihn abschneidet.
Lachesis ist in der medizinischen Terminologie die Bezeichnung für Schlangengift. Als homöopathisches Mittel wirkt es, zusammenfassend gesprochen, gegen Labilität. Labilität bedeutet schwankend sein, von einer Seite auf die andere zu pendeln, sich treiben lassen, ohne einen eigenen Standpunkt einzunehmen. Für die Anforderungen des globalen Zeitalters, in der der Mensch mit den Maschinen mithalten muss, neben Effizienz, Verlässlichkeit, Flexibilität, Kompetenz, und Schnelligkeit auch noch freundlich bleiben muss, ist Labilität so etwas wie ein Un-Programm und ähnlich unzeitgemäß wie das Bild von den Moiren, wie sie dasitzen und die einzelnen Lebens-Fäden spinnen, halten und abschneiden.
Im Vergleich zu der modernen technischen Spinnmaschine "the Net", die ihre Fäden über den ganzen Globus spannt, waren die Moiren als analoges Vorläufermodell in ihrer Wirkmacht bedrohlicher. Gegen das von ihnen verhängte Schicksal konnten sich selbst die Göttinnen und Götter nicht auflehnen, auch Zeus war ihnen unterlegen.

Maschinen
Nachdem die Menschen in der Lage waren Elektrizität selbst zu erzeugen, stürzten die Blitz-Götter vom Himmel direkt in die Maschinen - als Strom. Über die Bild-Schirm-Masken, den telematischen Totems, nehmen wir, via Computer, an der religiösen Zeremonie namens Zukunftsbeschwörung teil. Die Kommunikation über die Geräte-Welt ist das göttliche Gebot der Stunde. Wir nehmen teil, halb freiwillig halb gezwungen, denn
"wie es seit geraumer Zeit undenkbar ist, kein Telefon zu haben, wie es später notwendig wurde sich ein Fax-Gerät oder ein Handy anzuschaffen, um nicht von der schnellen Kommunikation abgehängt zu sein, und wie der Besitz eines Computers für viele bereits notwendig ist, so ist heute der Zugang zu den Netzen unabdingbar." (7)
Wer abgehängt wird, fällt zurück, ist draußen, bleibt, wie eine gefallene Masche im Strickmuster hängen, oder fällt zur Gänze durch. Wie lange frau/man Teil des Netzwerkes bleibt, hängt von der Bereitschaft ab, sich mit den Maschinen aufzurüsten, die den Eintritt in das Informationszeitalter ermöglichen. Der religiöse Status der Kommunikationsmaschinen (Medien) mit deren Hilfe die Zukunft beschworen wird, gleicht den alten Orakelstätten, in denen, wie heute, Medien die Botschaften der Gottheiten überbrachten. Auch damals wurden neben Sprüchen Werkzeuge bzw. Maschinen zur Übermittlung eingesetzt.
In der Antike wurde der Begriff Maschinen vornehmlich für Theater- und Kriegswerkzeug benutzt. Das künstliche Gebilde wurde auf Effekt hin angelegt und implizierte die Möglichkeit der Täuschung und der List. Der Deus ex machina, der Gott aus der Maschine wurde in Theatern und auch in Orakelstätten trickreich zur Schau gestellt. Im Totenorakel von Acheron wurden riesige Bronzekessel und sonnenradähnliche Zahnräder gefunden, die Bestandteile einer Hebemaschine waren. Der Bronzekessel wurde von der Decke der Orakelhalle, in dem ein verkleideter Priester saß, heruntergelassen. In der Rolle von Toten, den verstorbenen Angehörigen der Orakelsuchenden, verkündete der Priester Botschaften aus dem Totenreich. (8)
Mit Beginn der Neuzeit wird die Maschinenmetapher auf die Gesellschaft und die Menschen übertragen - die Welt ist eine Maschine in der die Menschen als Zahnräder funktionieren, und gleichzeitig dem eigenen Körpermechanismus unterworfen sind, der im wesentlichen einer Maschine gleicht.
Der Maschinenbegriff wurde und wird gerne besetzt mit der emotionalen Affinität zu Macht und Magie, mit dem Verweis auf den gemeinsamen indogermanischen Wortstamm "magh". Phonetisch erinnert das Wort Maschine an die Wörter "Maske" und "Masche". Auch das Wort "Bild" hat den Wortstamm magh, lateinisch imago. I-magi-nation heißt wörtlich übersetzt Ein-Bild-ung. Der Stamm MAG im Bild verweist wiederum auf Magie. Magie ist die zusammenfassende Bezeichnung für Praktiken, mit denen der Mensch seinen eigenen Willen auf die Umwelt in einer Weise übertragen will, die für naturwissenschaftliches Verständnis irrational erscheint. Genauso irrational wie magische Handlungen vergangener Zeit, erscheint uns heute aber das Funktionieren der technischen Geräte. Wir arbeiten mit ihnen, haben aber nicht die leiseste Ahnung (Tau) wie sie tatsächlich funktionieren. Aus den Nachschlagwerken, in denen die Bildschirmmasken fotografisch abgebildet sind, holen wir uns die Anleitung wie die Geräte, insbesondere die königlichen Maschinen, die Computer, zu bedienen sind. Wir orientieren uns an den abgebildeten Masken ohne uns ihrer totemistischen und theatralischen Bedeutung und Ausstrahlung bewusst zu sein.

Schau-Spiel
Masken hatten, bevor sie im griechischen Theater zur Anwendung kamen, eine rituelle Bedeutung. Die Gottheiten bzw. Jenseitsmächte die figürlich dargestellt wurden, oder zu deren Kult Masken gehörten, waren Gorgo, Dionysos und Artemis (und der Orakelgott Apollon, Artemis Bruder) (9) Die Anfänge der Tragödie und Komödie in Attika verbindet Karl Kerenyi mit dem Dionysoskult. Zu Ehren der Großen Dionysien (Dionysosfest) wurde ein Stier geopfert. In Begleitung zu einem Stieropfer, und auch bei Stierspielen, wurde der Dithyrambos (Kultlied auf Dionysos) vorgetragen. Die Großen Dionysien entwickelten sich aus den Anthesterien, einem Seelenfest der Kinder und Mysterien der Frauen, und wurden zu einem Fest der Männer. Tragen von Masken und Berauschung durch Wein waren Teil des Festes. (10)
Von anderen Maskenspielen erzählt Werner Keller bezeugt durch Grabmalereien aus dem 6. Jh. vor Chr. im Tomba degli Auguri. Phersu, etruskischer Totengott, maskiert mit Spitzhut und langem Bart, hetzt einen wilden, angeleinten Hund auf einen, mit einer Keule bewaffneten, Mann, über dessen Kopf ein Sack gestülpt ist. Phersu, entspricht dem griechischen Hades, dem Totengott und beide werden des Öfteren in einem über Kopf oder Schulter geworfenen Wolfsfell dargestellt. Auch an seiner Pforte, dem Tor zur Unterwelt ist ein Hund (11) positioniert, dem Wächter über die Seelen der Toten (12). Aus dem etruskischer Namen des Maskierten, des Phersu, entstand das lateinische "persona". Es bezeichnete bei den Römern zunächst eine Theatermaske, bevor es die Bedeutung von Persönlichkeit (Person) erhielt. (13)
In Frankreich und auch im deutschsprachigen Raum bedeutet Personne bzw. Person in einer bestimmten Intonation soviel wie "Niemand", im Sinne von "unbedeutend" und "unwichtig" sein , eine Person die unser Gesichtsfeld stört, lästig ist. In der englischen Sprache bedeutet ein Niemand zu sein, "nobody", wörtlich übersetzt: keinen Körper haben, kein Körper zu sein, und figurativ: unbedeutende Person, Niemand, Null.
Die Verbindung des Begriffes Person mit Maske und der Maske mit Netz, Magie und Maschine widerspricht dem abendländischen Modell des Individuums als rationales, logisches Subjekt, denn seit der Neuzeit sind wir die metaphorische Gleichsetzung, Mensch=Maschine, nicht mehr losgeworden. Aber wir sind nicht Deus in machina, wir beschwören nur, wie die Orakelpriester in den Bronzekesseln in Acheron, die Toten, spielen nur ein Maskenspiel zur allgemeinen Beruhigung und Erinnerung. Oder sind die Maschinen, unsere, von uns beschworenen geistigen Wiedergänger?
Die verbliebenen Artefakte der Geisterbeschwörung haben durch die Bilderflut unseres Jahrhunderts einen bedeutungsvollen, modernistischen Schwung erlebt. Wenn uns Bildschirmmasken ankündigen, welche Taste wir drücken müssen um Zugang, zur, in Pixels zerlegten, zerstückelten und wieder zusammengefügten Welt der Bilder als Bilder von der Welt zu erhalten, dann hat der archaische Symbolismus, trotz Rationalität, überlebt. So wie der Tod überlebt hat und seine Dämonen. Angehängt an die Maschinen verfolgen wir die modernen Totenschauspiele, die eine Kamera (Maschine) für uns aufzeichnet. Dahinter stehen die modernen Magier. Fein säuberlich getrennt sind Lebendigkeit und Realität von den Aufzeichnungen, das Bedrohliche ist nichts weiter als die Kunde von einer anderen Welt. Mit versteinerten Gesichtern sitzen wir im Zwischenreich der Technik und konsumieren über die "magischen Kanäle" (McLuhan) die Totenspiele des Punkteuniversums, das über die Bildschirme durch eine "Lochmaske" neu zusammengesetzt wird.

© Irmgard Klammer, Textauszug aus „Neue und alte Medien – eine Spurensuche.

Fussnoten:
1) Arthur Köstler, Der Mensch, Irrläufer der Evolution, Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1989, S.25
2)Die Brüder Grimm definieren Maske als: "Gesichts-Verkleidung", "Verspottung", "listige Verstellung", "Heuchelei", "Vermummter". Vgl. Grimm Jacob und Wilhelm, Deutsches Wörterbuch, Verlag von S. Hirzel, Leipzig 1885, S. 1702f.
”In der Baukunst bedeutet Maske ein auf Schlußsteinen von Gewölbebogen angebrachtes Menschengesicht; in der Befestigungskunst ist die Maske die vorderste Brustwehr einer verdeckten Batterie; am Pferde ist es eine Blässe, welchen den ganzen Teil des Vorderkopfes einnimmt; bei den Fleischern die Lederhülle, welche dem zu schlachtenden Ochsen um Stirn und Augen gelegt wird.” Vgl. Grimm Jacob und Wilhelm, Deutsches Wörterbuch, Verlag von S. Hirzel, Leipzig 1885, S. 1705
3) Marco Baschera, Das dramatische Denken, Winter Universitätsverlag, Heidelberg 1989, S. 64
4) Vgl. Anders Günther, Die Antiquiertheit des Menschen, 2. Band, Beck Verlag, München 1995, S. 250
5) Ebd., S. 250ff.
6) Vgl. Gerburg Treusch-Dieter, Denkzettel Antike, Gerburg Treusch-Dieter, Wolfgang Pircher, Herbert Hrachovec (Hg.), Dietrich Reimer Verlag Berlin 1989, S. 39
7) Florian Rötzer, Die Telepolis, Bollmann, Mannheim 1995, S.41
8) Vgl. Vandenberg Philip, D as Geheimnis der Orakel, Koch’s Verlag Nacxhf., Berlin, Darmstadt, Wien 1979, S. 28f.
9) Vgl. Vernant Jean-Pierre, Tod in den Augen, Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1988, S. 7
10) Vgl. Karl Kerenyi, Dionysos, Klett-Cotta, Stuttgart 1994, S. 193
11) Der Hund bzw. sein Verwandter der Wolf wird in den Mythologien häufig als Begleittier von Totengöttern dargestellt, der an den Pforten zur Unterwelt Wache hält. Das Image des Wolfes als reißendes, Tod bringendes Tier hat sich bis in unser Jahrhundert erhalten und drückt sich insbesondere in den Filmen über Werwölfe aus. Nicht zu vergessen daß er auch in der Küchen-Jargon aufzufinden ist: der Fleischwolf in dem Fleischstücke zu Faschiertem zerkleinert werden.
12) Vgl. Werner Keller, Die Etrusker, Verlag Gondrom, Bindlach 1988, S. 331ff.
13) Ebd, S. 333

 

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